6.Oktober, in Gedenken an Marshall Rosenberg wurde der Tag der Gewaltfreien Kommunikation ausgerufen. 13.00 Uhr, Wien, Stephansplatz - mit 15 anderen Menschen aus dem Netzwerk Gewaltfrei Österreich mache ich einen Flashmob, den ersten meines Lebens. Es war aufregend und bewegend.
Als wir gemeinsam mitten unter diesen vielen Passanten das Lied "See me beautiful" gesungen haben, ist mir eingefallen, dass mich dieses Lied vor langer Zeit schon einmal ganz tief berührt hat. Und davon möchte ich jetzt erzählen.
Unsere beiden Söhne, Michael und Florian waren beide noch in der Volksschule - eine für mich sehr besondere Volksschule - einer öffentlichen Schule mit ein paar Lehrerinnen, die die Reformpädagogik in diesem System lebten. Ich war am Vormittag zur großen Pause gekommen, um etwas zu besprechen. Ich ging Richtung Konferenzzimmer und hörte schon von weitem Musik. Näherkommend verstand ich Text und Melodie - eben dieses Lied (Text ist im unteren Teil unseres Newsletters zu finden, für die, die es nicht kennen). Die Tür des Konferenzzimmers war zu. Ich blieb stehen und lauschte. Und dann brach mehr oder weniger unangekündigt heftiges Weinen aus mir heraus. Ich versuchte, es zu stoppen, meine Fassung wieder zu gewinnen, aber es ging nicht. So drehte ich nach ein paar Minuten am Absatz um und verließ die Schule wieder. So wollte ich der Lehrerin nicht gegenüber treten. Es wäre mir einfach zu peinlich gewesen.
Aber, was war passiert? Ich brauchte wirklich eine Weile, bis ich es herausfand. Ich war so tief berührt gewesen. Die Lehrerinnen sangen gemeinsam in der großen Pause mit Gitarre begleitet dieses Lied. Für mich hatte sich da Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen seinen Weg an die Oberfläche gebahnt und dieses Schluchzen der Freude und Berührtheit ausgelöst. Das Vertrauen, dass es diese Lehrerinnen vielleicht wirklich ernst meinten damit. Und ich kannte viele Schulen, weil ich mit Umweltworkshops durch die oberösterreichischen Volksschulen unterwegs war. Dort hatte ich schon sehr oft genau das Gegenteil von dem erlebt, was dieses Lied besingt. Und vermutlich war da auch Trauer dabei, dass ich selbst von dieser liebevollen Art in meiner Schulzeit eher wenig erfahren hatte. So genau weiß ich das nicht mehr.
Dieses Lied bringt für mich so wunderbar zum Ausdruck, was wir uns doch alle letztendlich tief drinnen wünschen, oder? Und in der Schule kann in beide Richtungen viel erreicht werden. Je nachdem, wie LehrerInnen denken. Noch heute bin ich Florians Lehrerin dankbar. Sie hat dieses Lied oft mit seiner Klasse gesungen. Und es hat dort auch schon einen Morgenredekreis gegeben. Und meine große Sehnsucht ist, dass alle Kinder eine solche Art liebevoller Begleitung erfahren dürfen.
Nicola
Yorumlar