Neulich habe ich in einem Seminar etwas gemacht, das ich im Nachhinein bereut habe. Dank der GFK und dem inneren bearbeiten mithilfe der Selbstempathie und ihren verschiedenen inneren Blickrichtungen kann ich aufrecht damit umgehen. Früher hätte ich aufgrund meines erlernten Musters „ausgeteilt und zurückgeschossen“. Ich bin froh, dass mein Repertoire hier viel größer geworden ist. Es hilft mir, einerseits aus "Fehlern" zu lernen und andererseits mit Milde und Selbstliebe damit umzugehen. Wieder einmal habe ich intensiv gefühlt und erfahren, dass ich mit allem was ich mache, versuche Bedürfnisse zu erfüllen. Dabei gibt es dann immer erfüllte und oft auch unerfüllte Bedürfnisse. Bei einem Fehler lohnt es sich ganz besonders, beides zu beleuchten:
Im Sinner der Vertraulichkeit beschreibe ich die Situation nicht konkret, sondern allgemein – auch wenn ich weiß, dass sie dann nicht ganz so leicht und lebendig lesbar ist.
Nach dem besagten Seminar erhielt ich von einem Teilnehmer Emails, die starke Gefühle in mir auslösten. Ich las das Mail (dem dann noch mehrere folgten) und schluckte. Nachdem ich eine Weile wie erstarrt war, erinnerte ich mich daran, zu atmen, was schon einmal ein wichtiger Schritt war, um damit hilfreich umzugehen. Ich stand auf, ging weg vom Computer und holte mir ein Glas Wasser und rief dann Thomas, Ich bat ihn, das Mail zu lesen, auch er war in dem Seminar dabei gewesen, . Dann fragte ich ihn, ob es passt, wenn ich ein wenig „Gas gebe“, was so viel heißt wie, ich gebe meinen Urteilen, Schubladen und Schuldzuweisungen zuerst ein Stück weit Raum, damit sie einmal aus mir raus können. Er war einverstanden, ich legte los und marschierte dabei laut redend und auch gestikulierend durch unser ganzes Erdgeschoss. Nach ein paar Minuten war das alles einmal draußen und ich konnte wieder durchatmen, lies mich auf das Sofa fallen und schloss die Augen und ruhte mich ein wenig aus.
Es war sehr viel los bei uns in dieser Zeit und es gab nicht allzu viel Raum. Darum beschloss ich dann, ergänzend dazu, alle meine Gedanken dazu aufzuschreiben – als Material für meinen späteren Selbstempathieprozess. Danach war mir schon viel leichter und nach einer Tasse Kaffee ging ich wieder zu meinen Arbeiten zurück. Am Abend dieses Tages fand ich dann Zeit, hinter mein Denken zu blicken und die Gefühle und Bedürfnisse dahinter heraus zu arbeiten.
Ich erkannte Stress, Angst und bedrückt sein, damit verbunden das Bedürfnis nach Gleichwertigkeit, Allparteilichkeit, Überblick – diese in der besagten Situation zu leben, war mir nicht so gelungen, wie ich mir das gewünscht hätte. Daraus entstand dann ein Bedauern und auch ein Trauern – ein Durch-Fühlen von dem Ganzen und ein Schritt für Schritt genauer hin schauen, was da nicht gelungen war und wie es mir damit ging.
Und dann erkannte ich auf der anderen Seite Ruhe und Gelassenheit und Wohlwollen mir selbst gegenüber, denn ich hatte versucht, Schutz, Transparenz und Unterstützung zu leben und dabei die im oberen Absatz beschriebenen Qualitäten nicht genug im Blick gehabt. Das zu sehen, zu spüren, was ich da versucht hatte umzusetzen - so gut ich in dem Stressmoment konnte, das tat mir gut. Ich konnte entspannen und auch „die gute Seite“ davon sehen.
Daraus entstand dann in Ruhe ein ausführliches Antwortmail, wo ich dies schilderte und mein klarer Beschluss, dass ich bei einem nächsten Mal IM Seminar diesbezüglich nicht mehr handeln würde, sondern es mir notieren und nach dem Seminar, nach der Reflexion mit Thomas, in Ruhe damit umgehen würde. Ich bin zuversichtlich, dass mir das bei einer nächsten Gelegenheit einfallen wird und ich so aus dieser Situation lernen kann für die Zukunft.
M.B. Rosenberg hat in seinen Seminaren immer wieder Lieder vorgetragen, die ich alle sehr mag, weil sie mir den Menschen Marshall Rosenberg in so verletzlicher Weise nahe gebracht haben. In einem der Lieder (“Do you dream”) singt er: „do you dream of a world, where each person is always an end never just a cog – and mistakes don’t require damnation or hellfire, just a little loving dialog”. In dem Fall war es für mich ein liebevoller innerer Dialog mit mir selbst, der es mir ermöglich hat, die Kampfebene zu verlassen und mich und den anderen als Menschen zu sehen.
Und auch wenn dieser Mensch mich vielleicht nicht so sehen kann, so kann ich das nun wieder – das ist meine Verantwortung und das ist meine Freiheit, die ich mir mit dem inneren Prozess erarbeiten konnte. Ich bin zutiefst dankbar für diese Entlastung und das Werkzeug dafür.
Nicola
P.S. Ich freue mich über Rückmeldungen
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