GFK in der Praxis im Schulalltag
Eine Freundin, die auch bei uns bereits das zweite Jahresintensivtraining besucht, sandte uns diese Friedisch Geschichte, die wir gerne mit Euch teilen möchten:
Schon seit einigen Jahren versuche ich meinen Volksschulkindern die GFK als „lebensförderliches Tool“ näherzubringen und feiere die Bereitschaft, mit der sich meine Schüler*innen darauf einlassen wollen.
So haben wir es uns zur Gewohnheit gemacht (beinahe) jeden Morgen mit einem Morgenkreis zu beginnen, bei dem wir auf unsere Gefühle und Bedürfnisse achten und sie einander mitteilen. Und ich freue mich aus ganzem Herzen, dass sich in kürzester Zeit unser Vokabular vervielfacht hat. Niemand findet es befremdlich, wenn ein Kind sich erschöpft oder matt, überglücklich, freudestrahlend oder voller Liebe fühlt anstatt des anfänglichen „gut“ oder „schlecht“. Niemand zeigt Scheu, wenn es darum geht, die eigenen Bedürfnisse zu benennen – und wenn jemand Nähe oder Unterstützung, Ruhe oder Klarheit braucht, versuchen so viele, diese Sehnsüchte zu respektieren oder so weit wie möglich zu erfüllen.
Durch die Sprache und das Werkzeug der GFK hat sich vieles in meinem Klassenzimmer verändert – in Richtung einer wohlwollenden, respektvollen und verbundenen Gemeinschaft. Das bedeutet nicht, dass es keine Auseinandersetzungen mehr gibt – im Gegenteil! Wir üben uns darin, diese zu lösen, indem wir möglichst alle Bedürfnisse dabei berücksichtigen und erfüllen.
Das braucht mitunter Zeit, die ich früher für „wichtige Lerninhalte“ verwendet habe. Inzwischen ist mir klar, dass eines der wichtigsten Themen – gerade in unseren herausfordernden Zeiten – die Erziehung zu einem friedlichen Miteinander ist. Und dafür verzichte ich gern auf die eine oder andere „herkömmliche“ Unterrichtsstunde.
Im Zuge des Jahres-Intensivtrainings bei Nicola und Thomas lernte ich das Tool des „Systemischen Konsensierens“ kennen und war sofort hellauf begeistert. Sie würde meine Art zu unterrichten, meinen Versuch des „lebensbejahenden Unterrichts“ bestimmt unterstützen.
Also versuchte ich schon wenige Tage nach unserem Seminar diese Idee im Schulalltag umzusetzen. Zu meiner Überraschung brauchte es keine großartigen Erklärungen. Die Kinder verstanden sofort. Es kam zwar immer häufiger vor, dass manche Kinder grundsätzlich einen Einwand hatten (Kinder ergreifen offenbar jede Möglichkeit, um ausreichend Aufmerksamkeit zu erlangen…😊), sodass ich (vorerst) eine zusätzliche Regel einführte: Derjenige, der / Diejenige, die einen Vorschlag macht, wählt anschließend nur 2 oder 3 Kinder aus, die einen Einwand haben und einen neuen Vorschlag machen. Und das klappt inzwischen so gut und so schnell, dass wir dafür nur wenige Minuten unserer Unterrichtszeit aufwenden.
Das Erstaunliche an der Sache: Es gab nicht ein einziges Mal im Anschluss an das Konsensieren Geraune oder Unmut. Scheinbar können auf diese Art alle gut (oder viel leichter) aushalten, wenn wir uns als Gruppe nicht für ihre Lieblingsvariante entscheiden.
Inzwischen greifen viele Kinder eigenständig auf unser neues Werkzeug zurück, sobald sie einen Vorschlag machen… und sei es, „nur“ um die Pause im Freien zu verbringen, damit alle ihr Bedürfnis nach Luft erfüllen, oder um Stunden zu tauschen, weil sich manche schon zu erschöpft fühlen. Und sollte ein Kind im Anschluss an den Vorschlag vergessen, nach den Einwänden zu fragen, wird es prompt daran erinnert.
Ist das nicht großartig?!?!
Auch diese „Errungenschaft“ will ich gerne feiern … auch, dass ich sie auf diesem Weg mit so vielen Menschen teilen darf. Danke, Nicola und Thomas, dass ihr mir und allen Teilnehmer*innen des Jahres-Intensivtrainings neben all den tiefen Erfahrungen mit der GFK auch das Systemische Konsensieren vorgestellt und schmackhaft gemacht habt. Auch dadurch wurde unser Leben bereichert!
Let´s celebrate!!!!
Michaela Schorn
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